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Gemeinsam in Richtung Zukunft


Gemeinsam in Richtung Zukunft – MODE 5 im Waffensystem PATRIOT

 

In einem „Joint Venture“ konnten im bayrischen Freinhausen erstmals in Deutschland Identifizierungsinformationen des neuen IFF Mode-5-Standards zwischen dem Waffensystem PATRIOT und einer fliegenden Plattform des Typs Sikorsky CH-53 ausgetauscht und validiert werden.

 MODE 5 – Ein Muss für den Beitrag im Rahmen der internationalen Koalition.

Das Radar eines Patriot Systems einsatzbereit in Stellung bei Rena/Norwegen im Rahmen der NATO-Großübung Trident Juncture (Quelle Bundeswehr/Schrief)

Das Radar eines Patriot Systems einsatzbereit in Stellung bei Rena/Norwegen im Rahmen der NATO-Großübung Trident Juncture
(Quelle:Bundeswehr/Schrief)

Ein aktuelles, einheitliches und gesichertes Lagebild ist militärisch gesehen die elementare Grundlage von Entscheidungen. Der Eigenschaft eines Freundes oder eines Feindes kommt dabei besonderer Bedeutung zu. Für die Luftverteidigung besitzt die funkelektronische Identifizierung Freund-Feind (IFF) eine enorme Aussagekraft zur Unterscheidung, ob die Luftfahrzeuge auf dem Bildschirm ihren Einsatzauftrag durch befreundete oder gegnerische Nationen erhalten haben. Die Freund-Feind-Signale das neuen MODE 5 Standards erfüllen dabei alle an ein realistisches und elektromagnetisch anspruchsvolles Umfeld gestellten Forderungen. Sie sind kryptografisch sicher verschlüsselt und gegen elektronmagnetische Störungen geschützt. Der neue NATO Standard verpflichtet alle Nationen im Bündnis zur Modernisierung ihrer IFF Systeme, um den IFF Mode-5-Standard verarbeiten zu können.

Der Weg, eine wichtige NATO Forderung zu erfüllen.

Von der verpflichtenden NATO Forderung zur Nutzung des gesicherten militärischen Mode 5 sind natürlich auch die deutschen Flugabwehrraketenverbände betroffen. Die Luftwaffe entspricht dieser Forderung in den PATRIOT-Verbänden, technisch – logistisch bedingt, mit einem zweistufigen Ansatz. In einem ersten Schritt rüstete die Luftwaffe die Multifunktionsradargeräte PATRIOT mit einem neuen IFF-Abfragegerät aus, dem „Air Defence Interrogator AN/TPX-58“. Unter Nutzung der aktuellen Waffensystemsoftware ergibt sich daraus eine Anfangsbefähigung. Über das volle Leistungsspektrum des neunen Standards MODE 5 werden die Waffensysteme allerding erst nach der Einrüstung eines neuen digitalen Radarprozessors verfügen, mit dessen Nutzung zukünftig die Signalverarbeitung der Radardaten in digitaler Form und in wesentlich größerer Geschwindigkeit erfolgt.

Ein derart wichtiges Bauteil, wie das neue IFF-Abfragegerät, wird aber in der militärischen Welt nicht einfach eingebaut. Es gilt die korrekten und fehlerfreien Leistungsmerkmale der gesamten Funktionskette im Waffensystem nachzuweisen. Nach der Mustereinrüstung des AN/TPX-58 in ein Radargerät der PATRIOT-Flotte wurde im Januar dieses Jahres die MODE 5 Fähigkeit im Rahmen einer ersten Einsatzprüfung mit Erfolg nachgewiesen. Der Nachweis der Funktions- und Betriebssicherheit erfolgte an der Test- und Referenzanlage PATRIOT der Fa. MBDA in Freinhausen – eine ideale Testumgebung für Nachweise wie diese. In dieser Laborumgebung gepaart mit realen Waffensystemanteilen können neben inhärenten Waffensystemfunktionen auch der Informationsfluss und Datenaustausch über taktische Datenlinks überwacht und validiert werden – denn MODE 5 Informationen werden im gemeinsamen Link 16 Netzwerk durch alle Teilnehmer für die eindeutige Identifizierung bereitgestellt.

Die Test- und Referenzanlage (TuRA) PATRIOT der Fa. MBDA in Freinhausen (Quelle: Firma MBDA)

Die Test- und Referenzanlage (TuRA) PATRIOT der Fa. MBDA in Freinhausen (Quelle: Firma MBDA)

Allerdings musste der erste Test im Januar mit einer simulierten Gegenstelle erfolgen. Die IFF-Antworten wurden dabei durch einen am Boden betriebenen Radar- und einen Transpondersimulator der Wehrtechnischen Dienststelle für Informationstechnologie u. Elektronik (WTD 81) in Greding erzeugt, da zu diesem Zeitpunkt keine für MODE 5 zertifizierte fliegende Plattform verfügbar war. Dieser Simulator war jedoch statisch und in Seitenwinkel und Höhenwinkel nicht zu variieren. 

Ein Hubschrauber vom Typ CH-53 startet im Rahmen der Mission Resolute Support in Afghanistan (Quelle Bundeswehr/Neumann)

Ein Hubschrauber vom Typ CH-53 startet im Rahmen der Mission Resolute Support in Afghanistan (Quelle: Bundeswehr/Neumann)

Eine fliegende Plattform mit zertifizierter MODE 5 Fähigkeit war nun am vergangenen Freitag, den 19.06.2020 für ein „Live Flying“, bei dem naturgemäß Seitenwinkel und Höhenwinkel sehr dynamisch änderbar sind, verfügbar. In gemeinsamer Anstrengung, einem sogenannten Joint Venture, nutzten Soldaten aus den Bereichen Flugabwehrraketengeschwader 1, Waffensystemunterstützungsteam FlaRak, Hubschraubergeschwader 64 und dem Luftwaffentruppenkommando sowie zivile Mitarbeiter der WTD 81 und der Firmen MBDA sowie AIRBUS die Gunst der Stunde und überprüften erstmals in Deutschland erfolgreich den Austausch von MODE 5 Informationen in einem live operationellen Umfeld.

Die beteiligten Teilnehmer nach der erfolgreichen Nachweisführung vor dem modernen PATRIOT Testbed an der Test- und Referenzanlage (TuRA) der Fa. MBDA in Freinhausen (Quelle: Firma MBDA)

Die beteiligten Teilnehmer nach der erfolgreichen Nachweisführung vor dem modernen PATRIOT Testbed an der Test- und Referenzanlage (TuRA) der Fa. MBDA in Freinhausen (Quelle: Firma MBDA)

Ein militärisch sehr wichtiger Schritt für die Kräfte der bodengebundenen Verteidigung, um die Koalitionsfähigkeit mit und unter den NATO – Partnern auch in Zukunft zu erhalten.

[Autor: Stabshauptmann Thomas Finkeldey]

 

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